Ageismus: Unia veröffentlicht eine Studie, die zum Nachdenken anregt
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Unia stellt fest, dass Diskriminierung aufgrund des Alters nicht nur weit verbreitet ist, sondern auch in vielen Bereichen der Gesellschaft auftritt. Manchmal wird sie offen praktiziert, ohne dass sich die Täter der potenziellen Rechtswidrigkeit ihres Verhaltens bewusst sind. Altersdiskriminierung wird zudem bekanntermaßen durch andere Formen der Ausgrenzung verschärft. Diese Erkenntnisse stammen aus den Ergebnissen einer neuen Studie von Unia zum Thema Altersdiskriminierung, die mit Unterstützung des FÖD Justiz – Dienststelle Chancengleichheit durchgeführt wurde.
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Anne Salmon
Presseattaché
Jeder Dritte betroffen
Die Studie zeigt, dass unabhängig vom Alter mindestens jeder Dritte angibt, in den letzten 12 Monaten Opfer von Diskriminierung aufgrund des Alters geworden zu sein. Am stärksten betroffen sind die unter 30-Jährigen und die über 70-Jährigen: Etwa die Hälfte dieser Personen gibt an, aufgrund ihres Alters diskriminiert worden zu sein.
Bestimmte Gruppen sind stärker betroffen
Bemerkenswert ist, dass die Studie zeigt, dass die Diskriminierung aufgrund des Alters bei Menschen, die bereits anderen Formen der Ausgrenzung ausgesetzt sind, noch verstärkt wird: Wenn man in einer prekären Situation oder mit einer Behinderung lebt, rassistisch diskriminiert wird, eine Frau oder eine LGBTI+-Person ist, verstärkt das Alter die Verletzlichkeit in den meisten Bereichen. (Menschen, denen eine sogenannte „Rasse” zugeschrieben wird, die als der weißen „Rasse” unterlegen gilt. Der Begriff betont den strukturellen Rassismus in der Gesellschaft, der Menschen in eine Rassenhierarchie einordnet und zu Ungleichheiten führt.)
Die Digitalisierung ganz oben auf dem Podium
Mehr als 30 % der Teilnehmer unserer Studie gaben an, sich aufgrund der Digitalisierung ausgeschlossen zu fühlen. Diese manifestiert sich in fast allen Bereichen des täglichen Lebens, die wir untersucht haben, wie z. B. dem Zugang zu Finanzdienstleistungen, öffentlichen und sozialen Dienstleistungen, Gesundheitsversorgung, Freizeitangeboten usw.
Entgegen der landläufigen Meinung sind auch junge Menschen von digitaler Ungleichheit betroffen: Unter den 16- bis 24-Jährigen gab jeder Fünfte an, sich digital ausgeschlossen zu fühlen, insbesondere junge Menschen, die Schwierigkeiten haben, über die Runden zu kommen, die eine Behinderung haben oder rassistisch diskriminiert werden.
Mehr als 40 % der über 70-Jährigen geben an, Opfer digitaler Ungleichheit und Vorurteilen in diesem Bereich zu sein, und unter den über 80-Jährigen sind es fast 50 %.
Ein großer Teil der Bevölkerung ist somit ausgeschlossen, ohne nicht-digitale Alternativen, um Kontakt aufzunehmen, wichtige Informationen zu finden, wesentliche Verwaltungsformalitäten zu erledigen usw. Die Auswirkungen sind erheblich: Die Betroffenen werden von der Hilfe anderer abhängig und müssen ihre Privatsphäre aufgeben, beispielsweise bei Bankgeschäften oder medizinischen Informationen. Sie können nicht mehr uneingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.
Beschäftigung und Wohnen ebenfalls unter den Top 3
Im Bereich Beschäftigung liegt der Anteil der Personen, die sich aufgrund ihres Alters diskriminiert fühlen, bei 20 %. Vor allem junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahren geben an, diskriminiert zu werden (jeder dritte Jugendliche): Sie werden von bestimmten Arbeitgebern, Kollegen oder Kunden als „zu jung” oder nicht zuverlässig genug angesehen. Der Prozentsatz sinkt dann, steigt aber bei den 51- bis 60-Jährigen wieder auf über 20 % an, oft weil ihre Bewerbung abgelehnt wird, weil sie als „zu alt”, zu teuer oder nicht auf dem neuesten Stand der digitalen Technologien angesehen werden. Diskriminierung kann eine unbewusste Voreingenommenheit sein, scheint sich aber auch offen zu manifestieren, ohne dass sich bestimmte Arbeitgeber ihres diskriminierenden oder sogar illegalen Charakters bewusst sind.
Bei der Wohnungssuche geben junge Menschen am häufigsten an, Opfer von Diskriminierung aufgrund ihres Alters zu sein (jeder dritte Jugendliche im Alter von 21 bis 24 Jahren). Sie berichten von Vorurteilen und Vermutungen hinsichtlich ihres Einkommens (Herkunft, Stabilität) und ihres Lebensstils. Auch über 60-Jährige berichten von Diskriminierung, die durch die Digitalisierung der Kommunikation und Online-Bewerbungsverfahren noch verstärkt wird. Beide Gruppen gelten als finanziell gefährdet und es wird von ihnen erwartet, dass sie sich auf andere Generationen verlassen können. Diese Diskriminierung erhöht das Risiko finanzieller Gefährdung, schlechter Wohnverhältnisse oder sogar Obdachlosigkeit.
Finanzdienstleistungen und Gesundheit ebenfalls genannt
Finanzdienstleistungen werden ebenfalls häufig genannt, darunter abgelehnte Kredite, teurere Versicherungen, als herablassend empfundene Einstellungen und eine geringere Beteiligung der Betroffenen an Entscheidungen über ihre Finanzen.
Schließlich erwähnten junge und ältere Menschen in ihren Aussagen auch häufig das Gesundheitswesen: Beschwerden, die nicht ernst genommen werden, Verweigerung von Behandlungen, Bevormundung...
Erhebliche Auswirkungen auf das tägliche Leben
Bis Februar 2026 wird Unia auf der Grundlage der Studienergebnisse in Zusammenarbeit mit einer Denkfabrik, der verschiedene Organisationen, Fachwissenschaftler und statistische Einrichtungen angehören, politische Empfehlungen formulieren.
In der Zwischenzeit ruft Unia die belgischen Behörden dazu auf, sich aktiv für die Verabschiedung eines internationalen Vertrags über die Rechte älterer Menschen im Anschluss an die UN-Resolution vom April 2025 einzusetzen.
Unia bekräftigt außerdem die Forderung, ohne zusätzliche Kosten und zu angemessenen Zeiten verschiedene Zugangsmodalitäten, insbesondere den physischen Zugang, zu allen Dienstleistungen von allgemeinem Interesse (öffentliche Dienstleistungen, Bankdienstleistungen, Krankenkasse, Schulanmeldung, Verkehrsmittel usw.) gesetzlich zu garantieren, damit kein Vorgang ausschließlich digital abgewickelt werden muss.
Die Studie von Unia zeigt, dass Diskriminierung aufgrund des Alters in der belgischen Gesellschaft weit verbreitet ist. Gleichzeitig ist sie oft unsichtbar, da sie stärker normalisiert zu sein scheint als andere Formen der Diskriminierung. Die Vorurteile sind stärker verinnerlicht. Ihre Auswirkungen sind jedoch real und beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen sowie ihren Zugang zu Rechten, ihre wirtschaftliche Sicherheit und ihre soziale Teilhabe.
Gut zu wissen
Die Ergebnisse dieser Studie basieren auf einer Umfrage unter 2500 Personen im Juli 2025, sechs intersektionalen Fokusgruppen (die somit das Kriterium «Alter» und ein weiteres gesetzlich geschütztes Kriterium umfassen) und der Analyse der bei Unia im Jahr 2024 eingegangenen Meldungen zum Kriterium «Alter». Sie werden durch zahlreiche Erfahrungsberichte veranschaulicht und beziehen sich auf zehn Lebensbereiche: bezahlte Arbeit, Freiwilligenarbeit, Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen, Zugang zu Finanzdienstleistungen, Gesundheitsversorgung, persönliche Hilfe und Unterstützung, Miete oder Kauf von Wohnraum, Zugang zu Gemeinschaftsunterkünften oder Aufnahmezentren, öffentlicher Raum und Digitalisierung.
Forschung: Diskriminierung aufgrund des Alters in Belgien (2025)
Unia untersuchte anhand der Erfahrungen von Personen ab 16 Jahren, wie häufig Altersdiskriminierung in Belgien vorkommt und welche Formen sie annimmt. Die Studie zeigt, dass Altersdiskriminierung die gesamte Altersspanne betrifft.
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