Diskriminierungen aufgrund des Alters (Ageismus)
Jeder ist irgendwann einmal jung oder alt. Vor dem Gesetz haben alle Menschen die gleichen Rechte. In der Praxis werden sie jedoch oft aufgrund ihres Alters ungleich behandelt.
Was ist Altersdiskriminierung?
Diskriminierungen wegen des Alters bedeutet, dass man in einer Situation, in der dies von Gesetz wegen nicht erlaubt ist, anders behandelt wird, weil man (zu) alt oder (zu) jung ist.
Die Frage des Alters spielt in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle:
- Mit einem gewissen Lebensalter erhält oder verliert man bestimmte Rechte. Ab 16 besteht zum Beispiel Wahlpflicht für die Europawahlen. Anderes Beispiel: ab 65 kann man günstiger mit dem Zug fahren.
- Auch kann man sich mit Vorurteilen und Stereotypen konfrontiert sehen, weil man alt (älter) oder jung (jünger) ist. In manchen Fällen handelt es sich um Diskriminierung.
Altersdiskriminierung: Beispiele
- Ein Arbeitgeber bittet eine Arbeitsagentur, für eine Stelle nur Bewerber auszuwählen, die jünger als 30 sind.
- Eine Bank verweigert Kunden, die über 70 sind, eine Kreditkarte.
- Einer Angestellten wird mitgeteilt, dass sie nicht für eine Schulung in Frage kommt, weil sie „zu nahe am Rentenalter“ ist.
- Ein Unternehmen sucht einen Experten für soziale Medien und erwähnt in der Stellenausschreibung „Bewerber zwischen 25 und 35 Jahren“.
- Ein Vermieter möchte nicht an junge Leute vermieten (weil er befürchtet, dass sie Partys veranstalten) oder an ältere Menschen (weil sie angeblich nicht in der Lage sind, sich um den Garten zu kümmern).
Oft gestellte Fragen zur Altersdiskriminierung
Open Darf eine Stellenausschreibung eine Altersgrenze enthalten?
Ja, wenn es dafür einen legitimen, angemessenen und vernünftigen Grund gibt. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn Personen ab 45 gesucht werden, um Werbung für eine Antifaltencreme zu machen. Liegt kein legitimer, angemessener und vernünftiger Grund vor? Dann ist es verboten. Wenn ein Unternehmen zum Beispiel Bewerber „zwischen 25 und 35“ oder „junge Hochschulabsolventen“ sucht, ist das eine Diskriminierung, weil bestimmte Personengruppen automatisch ausgeschlossen werden. Ein Arbeitgeber kann jedoch durchaus die geforderten Kompetenzen („Kontakte im Jugendbereich“, „Kenntnisse in Social Media“, ...) oder das Profil der Stelle („wenig Verantwortung“, Gehaltsstufe, ...) präzisieren.
Open Ich bin 30 Jahre alt und habe mich auf eine Stelle beworben, in der „Programm für junge Arbeitssuchende“ stand. Man sagte mir, ich käme dafür nicht in Frage. Geht das so einfach?
Bei dem Programm für junge Arbeitssuchende handelt es sich um eine staatliche Maßnahme (Beschäftigungsförderungsgesetz vom 24. Dezember 1999) zur Förderung der Beschäftigung junger Menschen. In der Tat muss ein Bewerber jünger als 26 sein, um für dieses Programm in Frage zu kommen.
Nach dem Antidiskriminierungsgesetz ist es keine Diskriminierung, wenn eine Unterscheidung durch ein Gesetz oder ein Dekret vorgeschrieben ist (Artikel 11 Antidiskriminierungsgesetz). Bei dem Programm für junge Arbeitssuchende ist dies der Fall, so dass eine Altersgrenze gelten kann.
Open Darf ein Arbeitgeber ältere Arbeitnehmer entlassen?
Ein Arbeitgeber kann einen älteren Arbeitnehmer aus denselben Gründen entlassen wie andere Arbeitnehmer: zum Beispiel, wenn der Arbeitnehmer bereits mehrere negative Beurteilungen erhalten hat oder wenn ein anderer dringender Grund für die Entlassung vorliegt. Sofern dies nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, darf man auch nicht entlassen werden, weil man ein bestimmtes (Renten-)Alter erreicht hat.
Open Dürfen Versicherungen für ältere Menschen teurer sein?
Das kann der Fall sein, wenn das von der Versicherung gedeckte Risiko mit dem Alter des Versicherten steigt. Beispiel: Die Krankenhausversicherung ist für ältere Personen teurer. Zuverlässige nationale Statistiken bestätigen, dass das Risiko, von Gesundheitsproblemen betroffen zu sein, mit dem Alter tatsächlich zunimmt. Führt der Versicherer keinen objektiven und vernünftigen Grund an, dann ist es verboten.
Open Darf ein Museum von älteren Personen einen anderen Eintrittspreis verlangen?
Das ist erlaubt, wenn es mit einer objektiven Begründung geschieht. Ein Beispiel: Für Menschen über 65 gilt ein niedrigerer Tarif. Da man mit 65 das offizielle Rentenalter erreicht, sinkt das finanzielle Einkommen dieser Gruppe zu diesem Zeitpunkt. Ab 65 hat man also weniger Geld für Freizeitaktivitäten zur Verfügung. Das Museum bietet auch zwei weiteren weniger wohlhabenden Gruppen einen ermäßigten Tarif: Studenten und Arbeitssuchenden.
Altersdiskriminierung in Gesetzestexten
- Das Gesetz zur Bekämpfung bestimmter Formen von Diskriminierung vom 10. Mai 2007 (Antidiskriminierungsgesetz - nur FR oder NL). verbietet Diskriminierung aufgrund des Alters: indirekte und direkte Diskriminierung, Belästigung, Anweisung zur Diskriminierung sowie kumulative und intersektionale Diskriminierung.
- Das Antidiskriminierungsgesetz gilt nur für föderale Zuständigkeitsbereiche wie Beschäftigung, Teilnahme an wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen oder politischen Aktivitäten und die Bereitstellung bestimmter Güter und Dienstleistungen. Diskriminierung in regionalen Zuständigkeitsbereichen wie Wohnen und Bildung wird in Dekreten und Verordnungen der Gemeinschaften und Regionen geregelt.
- Das Verbot der Altersdiskriminierung im Bereich der Beschäftigung ist eine Umsetzung der EU-Rahmenrichtlinie 2000/78/EG (nur FR oder NL) vom 27. November 2000 zur Festlegung eines allgemeinen Rahmens für die Verwirklichung der Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf. Das Alter ist eines der wichtigen Kriterien, bei denen eine Diskriminierung verboten ist, aber zur Rechtfertigung der Unterscheidung unterliegt das Alter einer besonderen Regelung. Dies ermöglicht es den Mitgliedstaaten, arbeitsmarktpolitische oder andere sozialpolitische Maßnahmen zu entwickeln, bei denen das Alter eine direkte Rolle spielt.
- Das Antidiskriminierungsgesetz steht für eine zivilrechtliche Herangehensweise an die Diskriminierung. Das heißt, dass das Opfer das Gericht einschalten kann, um die Diskriminierung zu stoppen (Unterlassungsklage) und u. a. (einen pauschalen) Schadensersatz fordern kann.
- Altersdiskriminierung ist nur in sehr außergewöhnlichen Fällen strafbar: vorsätzliche Diskriminierung durch einen Beamten; Aufstachelung zu Diskriminierung, Ausgrenzung, auf dem Alter basierender Hass oder Gewalt. Straftaten, die aus einem Hassmotiv heraus begangen werden und bei denen Altersdiskriminierung eine Rolle spielt, können härter bestraft werden.
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