8 April: Internationaler Roma Tag. Vier Roma haben das Wort

7 April 2016
Diskriminierungsgrund: Racism

8 April : Heute, am Internationale Roma Tag, gibt Unia das Wort an vier Menschen. Alle vier haben einen Roma-Hintergrund worauf sie stolz sind aber sie sind auch viel mehr als alleine dieser Hintergrund. Darum sprechen sie heute von ihren Träumen, Inspirationen und ihrem Trost.

Hintergrund

Roma formen heute die größte ethnische Minderheit in Europa und sind oft im Brennpunkt systematischer Diskriminierung in der Schule, bei der Arbeit oder auf der Straße. Nach dem Auseinanderfallen des Ostblocks migrierten eine größere Anzahl Roma auch nach Belgien. Auch in Folge des Kosovokrieges (1999) flüchteten Roma in unser Land. Die meisten von ihnen kamen aber nach dem EU Beitritten der Slowakei (2004), Bulgariens und Rumäniens (2007). Von den ungefähr 12 Millionen Roma in Europa, leben geschätzte 30.000 in Belgien.

Unia und die Diskriminierung von Roma

Unia bearbeitet Meldungen über Diskriminierung von Roma und beobachtet aufmerksam ihre zuweilen prekäre sozioökonomische Stellung in unserer Gesellschaft. 2015 eröffnete 22 neue Fälle vermeintlicher Diskriminierung von Roma. Unia arbeitet zudem an der Lösung struktureller Problemen von Roma-Kindern im Schulsystem Belgiens und an einer Verbesserung der oftmals stereotypierenden Berichterstattung über Roma. Unia will auch dass die Nationale Strategie zur Integration der Roma nicht allein auf dem Papier steht sondern auch konkrete Folgen hat.

Vier Menschen

Emiliya

"Als Hebamme, die in Bulgarien diplomiert wurde, möchte ich gerne von dem erzählen, was mir sehr am Herzen liegt: wie ich davon begeistert bin jungen Paaren in den Krankenhäusern in Belgien und hier in Brüssel dabei zu helfen ihre erste Schritte in ihr zukünftiges Leben als Eltern zu setzen. In meinem Land bleibt der Vater weit vom Kreissaal entfernt und sieht das Baby oft erst nach Stunden des Wartens. Hier in Belgien teilen die jungen Paare im gleichen Moment die Freudenmomente des Eltern-Werdens. Sie sind füreinander da und genießen zusammen das Geschenk ihres Lebens: ihr Kind. Ich denke, dass dies die beste Art ist um Eltern zu werden – zusammen!"Emiliya (30) kommt aus Bulgarien, wohnt seit 2008 in Belgien und arbeitet im sozialen Sektor.

Janetta

"Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer“ Mit diesem Zitat von Seneca in meinen Gedanken blicke ich dem Leben recht in die Augen und baute hier in Belgien ein neues Leben auf. Ich studierte, ergriff die Chancen die sich boten und war fest entschlossen um meine Kenntnisse weiter zu geben. Der Kampf gegen Armut, soziale Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus müssen wir jeden Tag aufs Neue führen. Das ist auch genau das, was ich in meinem Beruf - Experte für diese Themen in verschiedenen Behörden – täglich tue. Aber auch nach meiner Arbeitszeit gebe ich in meiner freiwilligen Arbeit den Benachteiligten eine Stimme. Beiderseitiges Vertrauen und Mut um dem Unbekannten immer aufs Neue ins Gesicht zu schauen – darum dreht sich alles in meinem Leben."

Janetta (36) kommt aus der Slowakei, wohnt seit 1996 in Belgien und arbeitet für die Regierung.

Darius

"Es ist schrecklich was in Brüssel geschehen ist. Ich fürchte, dass meine Kinder in einer Zeit voller Angst und Ohnmacht aufwachsen. Wer bietet gegenwärtig noch Sicherheit oder Schutz? Mit all diesen Sicherheitsdiensten auf unseren Straßen (Polizei, Soldaten, Security,…) fühle ich mich eher bewacht denn sicher. 

Darum muss ich als Vater meinen Kindern vor allem Hoffnung, Glaube und Liebe beibringen. Nur so können sie in Freiheit in Brüssel ihre eigene Träume realisieren – inmitten einer der interkulturellsten Städte auf diesem Planeten. Nur so können sie ihren eigenen Träumen hinterherjagen und sie auch verwirklichen – ohne Angst."

Darius (34) kommt aus Rumänien und lebt mit seinen vier Kindern und seiner Frau seit 2002 in Belgien. Er arbeitet im sozialen Sektor.

Elvira

"Durch Belgien glaube ich nun wieder in meine Träume. Einer davon war es, Film zu studieren. Und das tue ich nun. Ich fühle es: hier kann ich das Maximum aus meinem Leben holen. Hier bin ich kein Zuschauer, sondern eine Akteurin auf der Bühne meines eigenen Lebens. Meine Herkunft, mein Geschlecht oder meine Hautfarbe machen hierbei keinen Unterschied. Das folgende Zitat von Martin Luther King beschreibt mein Blick auf das Leben am besten: „Wir müssen lernen wie Brüder miteinander zu leben oder als Narren zusammen unterzugehen.“

Elvira (34) kommt aus Mazedonien und ist seit 1991 in Belgien zu Hause. Elvira studiert neben ihrer Arbeit im Privatsektor seit Kurzem Film.

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