Mehr Fälle von Diskriminierung im Bereich Arbeit bei Unia im Jahr 2017
Im letzten Jahr bearbeitete Unia insgesamt 2.017 Fälle von Situationen, in denen sich Personen diskriminiert fühlten. Das ist ein Anstieg von 6 Prozent gegenüber 2016 (1.097 Fälle). Die meisten Fälle bezogen sich auf Diskriminierung im Bereich Arbeit. Dieser Trend zeigt, dass sich der Arbeitsmarkt zu oft auf traditionelle Profile fokussiert und so das Ungleichgewicht in der Gesellschaft vervielfacht. Trotz zahlreicher Verbesserungen auf gesetzgeberischer Ebene läutet Unia die Alarmglocken.

Insgesamt ist die Zahl der von Unia bearbeiteten Fälle um 6 Prozent gestiegen. „Insgesamt bearbeitete Unia im letzten Jahr 2.017 Fälle. Dabei fällt auf, dass der stärkste Anstieg im Bereich Arbeit und Beschäftigung zu finden ist. Wir bearbeiteten 572 Fälle in diesem Bereich. Das sind 13,5 Prozent mehr als im Vorjahr“, erklärt Unia-Direktorin Els Keytsman.
Die meisten Fälle betreffen sogenannte „ethnische Merkmale“ (27 %), gefolgt von den Merkmalen „Behinderung“ (20,7 %) und „Alter“ (15,7 %).
Laut Keytsman bleibt Beschäftigung das Feld, in dem Unia am häufigsten kontaktiert wird. „Wenn wir die Zahlen genauer betrachten, zeigt sich deutlich, dass sich die Spannungen in unserer Gesellschaft auch im Arbeitsmarkt und im Zugang zu Arbeit widerspiegeln. Unsere zentrale Botschaft lautet: wie in der Gesellschaft, dreht sich auch auf dem Arbeitsmarkt alles um ein Standardprofil. Wenn man nicht in dieses Anforderungsprofil passt, ist die Gefahr von Diskriminierung, Mobbing oder Ausschluss größer. Man findet einfacher einen guten Job, wenn man das passende Alter (25-45 Jahre), eine weiße Hautfarbe und eine gute Gesundheit hat. Und wenn das nicht der Fall ist? Dann muss man sich beweisen und gleichzeitig mit mehr Diskriminierung kämpfen“, bedauert Keytsman.
Fokus auf das Merkmal „Gesundheitszustand“
Unia stellt 2017 einen erheblichen Anstieg der Zahl von Fällen, die sich auf den Gesundheitszustand beziehen, fest. „Dieses Merkmal steht auf dem vierten Platz, zusammen mit Religion und Weltanschauung. Auch das ist vielsagend. Wir erhalten immer mehr Meldungen über feindseliges oder erniedrigendes Verhalten oder sogar Kündigung nach einer legitimen Bitte um angemessene Vorkehrungen oder einer Zeit der Abwesenheit aufgrund von Krankheit“, so Keytsman.
„Jeder von uns kann aufgrund von Krankheit über längere Zeit ausfallen. Es ist nicht zu rechtfertigen, dass Arbeitnehmer dadurch aufs Abstellgleis geschoben werden, sich kritische Bemerkungen anhören müssen oder sogar gekündigt werden“, unterstreicht Keytsman.
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