Arbeitgeber wegen Entlassung aufgrund von Krebs verurteilt

20 Dezember 2016
Handlungsfelder: Arbeit
Diskriminierungsgrund: Behinderung

Unia hat einen Arbeitgeber verklagt, weil er 2 Jahre zuvor eine Arbeitnehmerin aufgrund ihrer Krebserkrankung entlassen hatte. Das Arbeitsgericht von Gent (Abteilung Kortrijk) verurteilte den Arbeitgeber nun zur Zahlung von 22.000 Euro Schadenersatz an die Arbeitnehmerin.

Das Antidiskriminierungsgesetz schützt Patienten, die (über längere Zeit) krank sind. „Wenn der Arbeitgeber weiß, dass ein Kollege länger mit einer Krankheit zu kämpfen haben wird, beispielsweise mit Krebs, stellt sich natürlich die Frage, wie dieser Kollege weiterhin im Betrieb arbeiten kann. Doch Krebs an sich darf in keinem Fall ein Grund sein, den Vertrag zu kündigen und einen Menschen zu entlassen‟, erklärt Els Keytsman, Unia-Direktorin. 

Erfolgloser Verhandlungsversuch

Die Frau, mit der Unia vor Gericht zog, arbeitete bereits mehrere Jahre für Ihren Arbeitgeber, als bei ihr Krebs diagnostiziert wurde. Ihr Chef setzte sie wegen der längeren Abwesenheit vor die Tür. „Nach einem Gespräch mit der Frau und einem erfolglosen Verhandlungsversuch mit ihrem Chef beschlossen wir, das Gericht einzuschalten‟, so Keytsman.

Das Gericht kam zu dem Urteil, dass es sich in diesem Fall um eine Diskriminierung aufgrund des Gesundheitszustands handelt.

Gravierende Entscheidung

Keytsman weiter: „Die Entscheidung, jemanden zu entlassen, ist folgenschwer. Der Arbeitgeber muss beweisen, dass die Entlassung in dem gegebenen Unternehmenskontext unumgänglich war und dass es keine Alternative gab. Kann er dies nicht beweisen, ist die Entlassung rechtswidrig.‟

Unia stellt fest, dass Arbeitgeber heutzutage immer noch voreilig entlassen, ohne genau zu prüfen, was man tun könnte, um die betreffende Person weiter zu beschäftigen. „Arbeitgeber müssen den Schalter umlegen und erst einmal schauen, wie man die Person halten kann. Außerdem bemühen sie allzu leicht das Argument, dass die Kontinuität des betroffenen Dienstes oder Arbeitsbereichs gefährdet ist, ohne dies wirklich zu belegen.‟

Das anonymisierte Urteil finden Sie unter dem folgenden Link (in Niederländisch). 

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