Jahresbericht 2017: Stillstand ist keine Option

2017 war ein bewegtes Jahr für Unia. Um unsere Themen wurde hitzig debattiert. Dies brachte den Kampf gegen Diskriminierung aber letztendlich weiter voran. So wurde 2017 in Brüssel eine Ordonnanz verabschiedet, die Praxistests gegen Diskriminierungen am Arbeitsplatz ermöglicht. Die Föderalregierung ist diesem Beispiel 2018 gefolgt, wenn auch in einem etwas vorsichtigeren Maße.

Die Gesellschaft war 2017 in mancherlei Hinsicht gespalten. Diskussionen um Diversität und vor allem über Personen nichtbelgischer Herkunft wurden verbissen geführt. Es erweist sich mittlerweile oft als schwierig, Themen wie Inklusion, Gleichberechtigung oder Neutralität anzusprechen, ohne dass gleich Identitätsfragen aufgeworfen werden. Diese Tendenz droht sich in den Wahljahren 2018 und 2019 noch weiter zu verschärfen.

Unia bleibt von alledem nicht unberührt. Vor allem in Flandern werden Stimmen laut, die unseren Auftrag und unsere Standpunkte in Frage stellen. Unsere unabhängige, interföderale Rechtsstellung eckt bei manchen an. Dennoch suchen immer mehr Bürger Hilfe bei uns. 2017 eröffnete Unia 2.017 neue individuelle Fälle, was einen Anstieg um 5,8 % im Vergleich zu 2016 bedeutet. Dieser Anstieg zeigt sich vor allem in den Bereichen Arbeit und Justiz/Polizei. Im Arbeitswesen geht es in den meisten Fällen um die geschützten Merkmale aus dem Antirassismusgesetz, sowie um Behinderung und Gesundheitszustand.

Bildung: Inklusion statt Segregation

Außerdem widmet sich der Jahresbericht 2017 eingehend der Thematik Bildung. Aus der ersten Ausgabe des Diversitätsbarometers Bildung (Februar 2018) geht hervor, dass Schüler je nach persönlichen Merkmalen und je nach dem Stellenwert bestimmter Schulen auf dem „Schulmarkt“ unterschiedlich weiterorientiert werden. Auch beklagen Lehrkräfte die mangelnde Unterstützung und die unzureichenden Mittel für einen angemessenen Umgang mit Diversität in der Klasse. Unia fordert daher ausreichende Unterstützung und Mittel für Lehrkräfte, damit sie allen Schülern in einem inklusiven schulischen Umfeld zur Seite stehen können.

Wohnen und Medien

Darüber hinaus behandelt unser Jahresbericht die jüngsten Entwicklungen in zwei weiteren Themengebieten: Wohnen und Medien (vor allem Internet und Social Media). In beiden Bereichen zeichnen sich wichtige positive Entwicklungen ab, doch bleibt abzuwarten, wann sich das Engagement der entsprechenden Akteure in konkreten Errungenschaften verbalisiert.

Letztendliches Ziel: eine inklusive Gesellschaft

Unias plädiert in seinem Strategieplan 2016-2018 für eine inklusive Gesellschaft und kann in dieser Hinsicht bereits Fortschritte vorweisen. Das Thema steht weit oben auf der sozialen Agenda, denn man ist sich der zunehmenden Dringlichkeit der Sache durchaus bewusst. Ängste und Zurückhaltung erschweren jedoch eine unvoreingenommene Debatte. Daher müssen wir besonders wachsam sein und gegen Äußerungen vorgehen, die auf subtile Weise die Menschenrechte gefährden.

Vergleichbare Publikationen

4 Juli 2017

Evaluierung der föderalen Antidiskriminierungsgesetze (2017)

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Artikel 52 des Antidiskriminierungsgesetzes schreibt eine Evaluierung der Anwendung und der Zweckmäßigkeit dieser drei Antidiskriminierungsgesetze durch die gesetzgebenden Kammern vor. Unia hat im Zusammenhang mit dem Antidiskriminierungs- und Antirassismusgesetz einen Evaluierungsbericht erstellt, der auf eigenen praktischen Erfahrungen, der bekannten belgischen Rechtsprechung und allgemeinem Fachwissen über die Bekämpfung von Diskriminierung beruht.