Unia drängt auf strukturelle Lösungen gegen die Diskriminierung afrikanischstämmiger Personen

30 März 2022
Handlungsfelder: Aller Aktionsbereiche
Diskriminierungsgrund: Racism

Zum Internationalen Tag für die Beseitigung rassistischer Diskriminierung veröffentlicht Unia einen Bericht über die Diskriminierungen afrikanischstämmiger Personen in Belgien und dazu eine Reihe von Empfehlungen. Beschäftigung, Wohnungswesen und Bildung sind drei große Gesellschaftsbereiche, in denen Diskriminierungen und ungleiche Behandlungen besonders stark spürbar sind. „Die Diskrepanz zwischen ihrem hohen Bildungsstand und ihrer niedrigen Beschäftigungsquote ist wirklich eklatant“, mahnt Unia-Direktor Patrick Charlier an. 

Prekäre Situation auf dem Arbeitsmarkt 

Fremdstämmige Personen nehmen allgemein eher eine Randposition auf dem Arbeitsmarkt ein. Der Unia-Bericht enthüllt jedoch, dass afrikanischstämmige Personen, insbesondere aus Ländern südlich der Sahara, mit strukturellen Problemen zu kämpfen haben, wie hohen Arbeitslosenquoten, hohen Anteilen an Langzeitarbeitslosen und übermäßigen Schwierigkeiten bei der beruflichen Eingliederung. 

Unia verdeutlicht unter anderem anhand einer zahlenmäßigen Analyse, dass Personen aus Ländern südlich der Sahara größere Probleme als Belgier oder andere fremdstämmige Personen bei der Arbeitsuche haben, selbst mit Hochschuldiplom. Das gleiche Diplom bietet nicht die gleichen Beschäftigungschancen, wenn der Inhaber schwarz ist. Die Beschäftigungsquote von subsaharischen Hochschuldiplomierten entspricht in etwa der von belgischstämmigen Personen, die höchstens die Unterstufe des Sekundarunterrichts abgeschlossen haben. Dieses Missverhältnis zeigt sich auch beim Lohn: Bei gleichem Diplom und Studienbereich verdienen subsaharische Arbeitskräfte weniger als Personen anderer Herkunft. 

„Um diese Diskriminierungen vor Augen zu führen und zu unterbinden, plädiert Unia für „affirmative Aktionen“ sowie Situationstests und „Datamining“, mit denen sich Diskriminierungen gezielt aufdecken lassen. Der vor Kurzem angenommene Gesetzesentwurf zur entsprechenden Stärkung der Befugnisse von Sozialinspektoren ist ein Schritt in die richtige Richtung“, betont Patrick Charlier. 

Die Kolonialgeschichte neu hinterfragen 

Die Verbindung zwischen Diskriminierungen, Ungleichheiten und unserer Kolonialgeschichte ist vor allem in der Bildung spürbar. Hier wird deutlich, dass afrikanischstämmige Personen Rassismus erleiden und mit strukturellen Ungleichheiten konfrontiert sind. Dies zeigt sich an schulischen Rückständen, häufigen Bildungswechseln und Mobbing. In diesem Zusammenhang ist es auch zwingend erforderlich, die Kolonialgeschichte und ihre Verbindung mit dem heutigen Rassismus als festen Bestandteil in die Lehrpläne aufzunehmen. Dazu ist es wichtig, die jüngeren Initiativen aus den Gemeinschaften Belgiens ab sofort systematisch zu begleiten und zu bewerten.  

Die Entkolonialisierung ist noch lange nicht abgeschlossen 

Die Diskriminierung afrikanischstämmiger Personen ist eine Seuche, die unser Land vergiftet. Erst vor Kurzem drang die Debatte hier und auch in anderen Ländern wieder mit Macht an die Öffentlichkeit, insbesondere durch die Bewegung Black Lives Matter und die ansatzweise Befreiung des öffentlichen Raums von kolonialistischen Symbolen. Unia ist überzeugt, dass gerade die Entkolonialisierung des öffentlichen Raums einiges bewegen wird im Kampf gegen Diskriminierung und Rassismus, selbst in struktureller Hinsicht. Diese Initiativen sollten sich auch, aber nicht nur, auf die Lehrpläne und die in Medien und Kultur vermittelten Bilder ausweiten.

„Die Initiativen zur Entkolonialisierung müssen in Beteiligungsprozessen bestehen und allein schon dadurch beispielhaft sein, dass die Betroffenen eine bedeutsame Rolle spielen. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass es hier um Menschen geht, nicht nur um Statuen“, stellt Patrick Charlier klar.  

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