Wurden Sie Zeuge von Homophobie? Unia ermutigt Sie, sich zu melden!

16 Mai 2022
Handlungsfelder: Aller Aktionsbereiche
Diskriminierungsgrund: Sexuelle Orientierung

Die Meldungen über Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung nehmen 2021 zu. Insbesondere verzeichnet Unia einen Anstieg der Gewalt gegen LGBTI-Personen. Dank der gesammelten Zeugenaussagen, kann die Justiz regelmäßig Täter mit dem erschwerenden Umstand des homophoben Motivs verurteilt.

Anstieg der Anzahl der Fälle

Im Jahr 2021 eröffnete Unia 176 Akten in Zusammenhang mit sexueller Orientierung (Diskriminierung, Hassreden oder Hassdelikte). Das sind6,4 % aller Fälle, gegenüber 4,3 % im Jahr 2020. Die Zahlen für dieses Kriterium sind auch im Vergleich zum Durchschnitt der letzten fünf Jahre gestiegen. Der Anstieg 2021 ist vor allem im Bereich "Gesellschaftliches Leben" (Probleme im öffentlichen Raum, Nachbarschaftsstreitigkeiten) zu beobachten.

Gewalttätigere Delikte

In Fällen, die mit der sexuellen Orientierung zusammenhängen, wird mehr Gewalt festgestellt als in anderen Fällen: "Die Akten im Zusammenhang mit Homophobie, die wir bei Unia bearbeiten, beinhalten in fast 43 Prozent der Fälle Hassdelikte, zum Beispiel Körperverletzungen. Und leider sind diese Zahlen nur die Spitze des Eisbergs: Wir plädieren für eine bessere Erfassung des (möglichen) homophoben Motivs in den Erfassungssystemen der Polizei und der Staatsanwaltschaft", erklärt Patrick Charlier, Direktor von Unia.

Für eine spezialisierte Betreuung der Opfer

Ob es sich um Hassdelikte aufgrund von Rassismus, religiösen oder philosophischen Überzeugungen oder der sexuellen Orientierung handelt, die Opfer sind immer tief gezeichnet. Eine Betreuung und Begleitung durch Spezialisten für posttraumatische Belastungsstörungen ist notwendig. Unia sensibilisiert übrigens die Polizei, die Staatsanwaltschaften und die Behörden für diesen Zweck. Es gibt gute Beispiele, wie die Einrichtung eines speziellen Anlaufpunkts für Opfer solcher Taten in einigen Polizeistationen. Allerdings muss noch mehr getan werden, insbesondere um zu verhindern, dass Verfahren ohne Folgen eingestellt werden.

Zeugen spielen eine Schlüsselrolle   

Untersuchungen haben gezeigt, dass Täter von Hassdelikten leichter zur Tat schreiten, wenn sie das Gefühl haben, dass niemand reagieren wird. Zeugen spielen daher eine entscheidende Rolle. Dies gilt umso mehr, da solche Taten auch eine Schockwelle bei all jenen Menschen auslösen, die sich in irgendeiner Weise mit dem Opfer identifizieren.

"Unia begrüßt es, dass die Justiz in Fällen von homophober Gewalt regelmäßig das homophobe Motiv als erschwerenden Umstand anerkennt, insbesondere dank der Zeugen der Tat. Zeugen ermöglichen es auch, das Opfer zu unterstützen und es zu ermutigen, Schritte bei den Justizbehörden zu unternehmen. Wir ermutigen Sie daher, sich immer zu melden", sagt Patrick Charlier abschließend.

Wenn Sie Opfer oder Zeuge eines Hassdeliktes sind, wenden Sie sich sofort an die Polizei, damit eine Strafanzeige erstellt werden kann.

Zögern Sie nicht, die Tat auch bei Unia zu melden, um Unterstützungen zu erhalten.

Unia ist nicht zuständig für geschlechtsspezifische oder geschlechtsbezogene Kriterien (Transgender, Gender Expression, Gender Identity, Intersexualität) für die das Institut für die Gleichstellung von Frauen und Männern zuständig ist

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